Sendungskritik: Weniger ist mehr
Am 20. August dieses Jahres startet endlich das neue Vorabend-Quiz im Schweizer Fernsehen: „Weniger ist mehr“ heisst nun die Devise, „5gegen5″ hat ausgedient. Ich ging für medienkritisch.ch bereits in die neue Sendung und nahm mir das Konzept etwas genauer unter die Lupe.
„Weniger ist mehr ist die umgekehrte Version von 5gegen5″, so wird die neue Sendung kurz und knapp jeweils erklärt. Tatsächlich liegt die Wahrheit nahe an diesem Satz, trotzdem gibt es immer noch eine Parallele: Wie dies bei 5gegen5 bereits der Fall war, werden hundert Schweizerinnen und Schweizer befragt. Doch neu werden die Leute nicht mehr aufgefordert, eine Antwort auf die Frage abzugeben, sondern so viel, wie sie in sechzig Sekunden aufzählen können. Den 3 Zweier-Teams im Studio muss es nun gelingen, die am wenigsten genannten Antworten herauszufinden, die ihre Landesgenossen bei der Befragung abgegeben haben. Zu Gewinnen gibt es schlussendlich 10’000 Franken.
Ich ging ohne viel Hoffnung in die neue Sendung, waren meine Erwartungen doch ziemlich tief. Wie viele treue Zuschauer von 5gegen5 war auch ich der Meinung, dass die Entscheidung, eine beliebte Sendung abzusetzen, schlichtweg falsch ist. Begrüsst wurden wir vom Warm-Upper Gabriel und der Aufnahmeleiterin Franziska. Zuschauer hatte es nicht so viel, ist das Format doch noch etwas zu unbekannt, um alle Ränge füllen zu können. Gabriel erklärte uns zuerst den Ablauf vom heutigen Tag, klopfte ein paar freche Sprüche und stellte uns danach den Moderator der Sendung vor. Wenn Sie gedacht haben, es sei Sven Epiney, dann haben Sie sich getäuscht. Denn der neue Moderator heisst Patrick Hässig, ist 33-jährig und hat bereits mit seinen jungen Jahren eine steile Karriere hingelegt. Er war bereits bei DRS 3, DRS Virus und moderierte „Die Gameshow“ im damaligen SF-Kinderfenster „tubii“. Aktuell absolviert er parallel zur „Weniger ist mehr“-Moderation zwar gerade den Zivildienst, wäre aber normalerweise auch zu früher Morgenstunde im „Ufsteller“ von Radio 24 zu hören.
Nach einigen Tontests für unsere 6 Kandidaten wurden uns noch einige Anweisungen gemacht: „Sollte die Anzeige unter 45 gehen, dann bitte fühlt mit: Beginnt an, mitzufiebern!“ Die Anzeige, die Gabriel hier angesprochen hat, ist in der Mitte des Raumes an der Wand aufgestellt. Bei jeder Antwort, die eines der Teams gibt, geht die Anzeige von 100 nach 0. Stoppt die Anzeige bei 57, so bedeutet dies, dass genau 57 Schweizerinnen und Schweizer diese Antwort genannt haben. Das Ziel ist nun eigentlich simpel: Möglichst wenig Punkte, sprich eine Antwort herausfinden, die nur wenige oder sogar niemand genannt hat. Die Sendung ist insgesamt in 3 Runden unterteilt: In der ersten sind logischerweise noch alle 3 Teams dabei, in die 2. Runde kommen aber nur noch die beiden Teams, die am wenigsten Punkte haben. In der Finalrunde ist schlussendlich nur noch das beste Team dabei.
Mich persönlich überzeugt das Konzept in praktisch allen Punkten: Es ist interessant, spannend und aufregend. Ich hätte nie gedacht, dass ich so begeistert von „Weniger ist mehr“ sein könnte, fand ich doch nur schon den Namen sehr speziell. Die Moderation von Patrick Hässig war sehr gut. Locker und absolut sympathisch. So witzelte er oft während den einzelnen Umbaupausen mit dem Publikum. Trotz viel Lob zur Sendung muss ich auch Kritik loswerden: Immer wieder musste das Publikum schauspielerische Seufzer von sich geben. So zum Beispiel, wenn die Antwort eines Kandidaten falsch war. Ebenfalls gespielt wurden die bereits oben genannten Klatscher und „Ausflipper“, wenn die Anzeige unter 45 stieg. Da ich überhaupt nicht Fan von solchem Publikum, wie wir es beispielsweise schon in der „Charts-Show“ von RTL kennen, bin, war ich etwas enttäuscht. Trotzdem ändert dies nichts daran, dass das Sendekonzept vollständig überzeugt.
SRF hat meiner Meinung rechtzeitig gehandelt und die Sendung „5gegen5″ durch ein neues, innovatives Quiz ersetzt. Sind wir es uns doch schon lange nicht mehr gewohnt, dass eine Sendung auf dem Höhepunkt ihrer Zuschauerquote abgesetzt wurde. „Deal Or No Deal“, „Bart oder Zart“ oder „Ab in die Küche“ – alle wurden während ihrem Quoten-Sturzflug vom Sender genommen. Erfolgssendungen abzusetzen scheint im Leutschenbach momentan in Mode zu geraten – auch Benissimo wird Ende Jahr zum letzten Mal über unsere Bildschirme flimmern.
Die Sendung live mitzuerleben war etwas sehr Spezielles: Bis anhin kannte ich die Sendungen nämlich immer, bevor ich diese live sah. Bei „Weniger ist mehr“ feierte ich nun Premiere – und fand sie gelungen. Da ich bei zwei Aufzeichnungen dabei war, gelang es mir, schnell die wichtigsten Regeln zu verstehen.
Alles in allem ist „Weniger ist mehr“ ein toller Ersatz für „5gegen5″! Ich hoffe, „Weniger ist mehr“ kann an die Erfolge der Vorgänger-Sendung anknüpfen und findet ebenfalls eine eigene Fangemeinschaft.
Premiere „Weniger ist mehr“: Montag, 20. August 2012, um 18:15 Uhr auf SF 1.
Artikelbild: Copyright SRF/Paolo Foschini
Bin zufällig auf diese Seite gestossen und teile die Euphorie leider nur teilweise. Klar, Hässig ist ein guter Moderator und bringt endlich etwas Abwechslung zum ewigen Sven Epiney. Die Grundidee der Sendung finde ich auch super, nur die Umsetzung gefällt mir nicht. Der Show fehlt noch etwas der Drive.
In der selben Sendezeit wie 5 gegen 5 wird viel weniger gespielt. Man hat zwischen 4 und 5 Fragen und je nur 1 Antwort (ausser in der ersten Runde). Man hätte z.B. grössere Teams machen können und dann im Duell jeweils 2 gegeneinander antreten lassen können. Und damit dies in der selben Zeit vonstatten geht, könnte man dann die Anzeigen parallel laufen lassen.
Oder man hätte in der ersten Runde einen Buzzer einsetzen können statt zu losen… etc.
Gruss
Wenn die Finalfrage mit einem Nuller beantwortet wird, werden die anderen Nuller nicht mehr angezeigt. Da man ja selber mitrated, wäre es doch super, wenn die anderen Nuller-Antworten auch noch gezeigt würde. Wie heute, wo es ja mehrere Nuller-Antworten gegeben hat.
Vielen Dank
Walter Zweifel
Warum wird die Sendung „weniger ist mehr“ mit Patrick Hässig nicht mehr gesendet?