glanz&gloria: Zehn Minuten pinker Fernsehkitsch

Pinkes Matterhorn, pinke Stöckelschuhe, pinke Schmetterlinge und im Hintergrund den Song „Lola’s Theme“ von den Shapeshifters. So werde ich bei der Promi-Sendung vom Schweizer Fernsehen, glanz&gloria, auf harmonievolle zehn Minuten Klatsch und Tratsch aus der Schweizer VIP-Welt eingestimmt. Normalerweise würde ich spätestens jetzt umschalten, doch für einmal zappe ich nicht weiter, sondern schaue mir freiwillig für medienkritisch.ch glitzerpinken Fernsehkitsch an.

Annina Frey hat am 4. Mai 2012 durch die Sendung geführt. (Bild und Artikelbild: SRF)

„Herzlich Willkommen bei glanz&gloria, das ist nicht nur die Sendung, welche aus dem Leben der Prominenten berichtet, sondern Ihnen auch eine kleine Anleitung gibt, wie man zu einem wird. Mit diesen drei Rezepten sollte es klappen.“ Annina Frey hat es geschafft, mich zum Lachen zu bringen. Nach gerade mal 28 Sekunden. Geschickt als Themenübersicht getarnt werden die Rezepte aufgezeigt: „Rezept fürs Auffallen“, „Rezept für die Schönheit“ und „Rezept für den Erfolg“. Ein weiterer Lacher erfolgt. Lust auf mehr? Fehlanzeige.

Rezept Nummer 1 – Auffallen

Nach der Anmoderation von Frey folgt der Bericht über das erste Rezept, das Rezept fürs Auffallen. Es geht um das Casting für den neusten Bauernkalender. In der „strengen“ Jury sitzen Francine Jordi und Renzo Blumenthal – wohl beides Stammgäste bei unserem Promimagazin. Blumenthal: „Sie braucht Ausstrahlung, eine gute Figur, eine gute Taille und einen guten Gang“. Was ebenso ein verlorener Wunsch an eine seiner Kühe sein könnte, entpuppt sich hier als Anforderung für ein Model, welche es in den Bauernkalender schaffen will. Jordi wünscht sich hier eher, dass „der Kandidat mit der Natur verbunden ist und ein Leuchten in seinen Augen hat“. Der Rest ist noch etwas nackte Haut, eine Frau, die vom Pferd stürzt, und zwei junge Bauern, welche sich über Vorurteile aufregen. Aber ob ich mit diesem „Rezept“ prominent werde? Ab zu Rezept 2.

Rezept Nummer 2 – Schönheit

Kennen Sie Adriana Tripa? Ich auch nicht. Und ich habe auch nicht das Gefühl, dass sie in eine solche Sendung gehört. Trotzdem wird uns mitgeteilt, dass sie eine Visagistin, Stylistin und Fotografin ist und – Zitat Frey – „bereits Cameron Diaz und Silvester Stallone auf Vordermann gebracht hat“. Im Bericht erzählt uns Tripa, wie wichtig es für die Promis ist, immer gut auszusehen, wer ihr Lieblingskunde ist (übrigens Roger Federer) und dass auch Frau Meier und Müller gut aussehen können, wenn sie richtig geschminkt sind. Interessant. Um uns allen dann gleich zu beweisen, was sie drauf hat, „empfängt Adriana Tripa nicht etwa ein Schweizer Normalo, sondern die Frau von Franco Knie, Claudia Knie“ – Zitat Off-Stimme. Erneut lache ich auf. Es folgt eine Lobeshymne an Tripa, ein Umstyling von Knie und ein Vorher-Nachherbild. Rezept Schönheit abgeschlossen.

Newsblock

Damit die Zuschauer auch noch über das Neuste aus der Promiwelt informiert sind, gibt es einen kurzen Newsblock mit vieeel interessanten Aktualitäten (*Räusper*). So wird etwa mitgeteilt, dass „Wetten Dass…“ nicht mehr im Schweizer Fernsehen ausgestrahlt wird, dass Tagesfliege Luca Hänni Goldstatus erreicht hat und Demi Moore sich nach einem halben Jahr von der Scheidung mit Ashton Kutcher überwunden hat. Das will glanz&gloria angeblich erfahren haben, weil sich Moore auf der Social Media Plattform Twitter nicht mehr „Mrs Kutcher“, sondern „Just Demi“ nennt.

Rezept Nummer 3 – Erfolg

Endlich sind wir nun beim letzten Rezept für unser Dasein als Prominente oder Prominenter angelangt. Ironischerweise handelt es sich beim Bericht, welcher uns ja das Rezept für den Erfolg gibt, um den Musikantenstadl, der am darauffolgenden Tag in Kreuzlingen stattfindet. Andi Borg, Moderator vom Musikantenstadl, witzelt zuerst etwas herum, als er etwa gefragt wird, wie man denn im Schlager-Business erfolgreich ist: „Blond, als Vorberuf Skirennläufer und braun gebrannt“. Das beschriebene Profil trifft natürlich auf Hansi Hinterseer zu, welcher ja auch für uns Schlager-Laien der Inbegriff für Erfolg ist. Darauffolgend erzählt uns Kliby, wie er seine Karriere startete und gibt uns den Tipp: „Am Boden bleiben, natürlich bleiben und menschlich bleiben.“ Guter Tipp, werde ich mir merken. Es wird noch ein Nachwuchstalent vorgestellt und etwas mit der Band „Spatzensound“ geträllert. Somit ist auch Rezept 3 erfolgreich abgehakt.

Fazit

Wäre glanz&gloria eine Suppe, so wäre sie fade, ungesalzen, wässerig und ohne Pepp. Die Berichte sind nicht anschaulich, die Kurznews aus Not noch mit einigen Agenturmeldungen gefüllt. Gäbe es keine Cervelat-Prominente, welche sich immer nach Aufmerksamkeit vom Schweizer Fernsehen ringen, würde die Promisendung schon lange nicht mehr existieren.

glanz&gloria bleibt ein Mysterium, welches trotz viel unnötigem Klatsch und Tratsch Anklang findet. Zumindest in der Zielgruppe, zu welcher ich garantiert nicht gehöre.

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