Combobreaker, das kritische Videospieleportal
Wussten Sie, wie manipulativ die Videospieleindustrie ist?
Der Journalismus in der Videospielebranche steht derzeit an einem ähnlichen Punkt, an dem sich die Automobilbranche schon seit längerem befindet. Kritischen Journalismus über Autos oder deren Produktion ist heute kaum mehr zu finden, da die meisten Autojournalisten von den Herstellern so sehr verwöhnt werden, dass diese die Fahrzeuge stets in guter Erinnerung behalten. Dass dadurch schlussendlich der Leser um eine realistische Einschätzung betrogen wird, kümmert heute nur noch wenige. Ein Beispiel aus jüngster Vergangenheit zeigt, dass in der Gameindustrie auch vermehrt mit solchen Tricks gearbeitet wird. So erhielten zahlreiche Journalisten von den Entwicklern des Videospiels “Watch Dogs” ein Nexus-7-Tablet geschenkt. Zudem ist kritische Berichterstattung in diesem Metier eher selten. Daher ist es wichtig, dass es Journalisten wie die Macher von Combobreaker gibt, die sich skeptisch mit der Videospielbranche auseinandersetzen. Genau darum mag ich ihr Portal.
Ein Studienprojekt
Am 15. Mai 2013 ging Combobreaker online. Es waren einige Kollegen aus dem Journalismus-Studium, die die Idee einer eigenen Website über Games hatten. Das bedeutet auch, dass bis heute jegliche Arbeit am Projekt auf freiwilliger Basis und in der Freizeit verrichtet wird. Dass sie wohl auch in Zukunft mit ihrem Portal nicht reich werden, dessen sind sie sich bewusst. Und doch ist ihre Einstellung ehrenwert:
“Anders als andere Redaktionen, wird die unsere nicht Vollzeit betrieben. Combobreaker kann sich selber finanzieren, dafür muss jeder von uns aber seine Freizeit hergeben, denn reich wird man als Videospieljournalist nicht. Auch wenn das eine Tatsache ist, die sich nicht ändern lässt, hoffen wir doch, dass wir mit Combobreaker den einen oder anderen Batzen verdienen können. Gegen die journalistischen Grundprinzipien würden wir dagegen aber nie verstossen. Denn das Vertrauen von euch Lesern ist unser höchstes Gut. Das wollen wir uns nicht verspielen.”
Was erst wie eine Floskel klingen mag, ist deutlich spürbar, sobald man sich etwas intensiver mit Combobreaker beschäftigt. Den Machern ist es offensichtlich ein Anliegen, ihren Lesern einen seriösen und unabhängigen Journalismus zu bieten. Auch deshalb, weil sie selber mit den Machenschaften in der Videospielebranche nicht zufrieden scheinen und diesen Entwicklungen entgegenwirken wollen. Zahlreiche Artikel auf ihrer Website unterstreichen dies. Besonders in Erinnerung geblieben ist mir ihr Beitrag über Lug & Trug in der Videospielebranche. Es sind sicherlich keine neuen Erkenntnisse, die die Journalisten von Combobreaker mit diesem Bericht ans Tageslicht bringen. Doch im Gegensatz zu anderen Medien wagen sie es, diese auszusprechen und deutlich zu verurteilen.
Warum Combobreaker etwas anders tickt, wird einem auch bewusst, wenn man ihren Artikel über Electronic Arts liest. In diesem fordern sie dazu auf, keine Spiele mehr von EA zu kaufen. Die Firma ist in Videospielekreisen als äusserst geldgierig bekannt, die zudem andere Studios aufkauft, um sie wenig später bei Misserfolg wieder fallen zu lassen.
Der mutige Verzicht auf die Wertung
Meiner Meinung nach hat Combobreaker dort ihre Schwächen, wo andere Portale ihre Stärken haben. Was die Reviews über die Spiele anbelangt, so gibt es sicherlich Websiten, die bessere und spannendere Analysen bieten. Aber wer weiss, in welche Richtung sich Combobreaker auch da noch entwickeln wird. Übrigens verzichtet Combobreaker bewusst auf eine Wertung der Games, beispielsweise in Form einer Notenskala oder Prozenten. Eine Entscheidung, die ich sehr begrüsse und auch hier wieder ihr “anders sein” unterstreicht. In einem Artikel äussern sie sich auch dazu.
Fazit
Combobreaker ist für mich das beste Beispiel dafür, dass auch Gamejournalisten kritisch sein können. Gerade wenn man selber gerne zockt, ist es oftmals schwer, Kritik am eigenen Hobby zu äussern. Zum einen spielt man gerne, zum anderen weiss man, dass in der Branche viel manipuliert wird. Ein Konflikt, den viele lösen, in dem sie über die Probleme schweigen, da sie dadurch wohl ihre eigene Leidenschaft in Gefahr sehen. Doch es ist wichtig, diesen Manipulationen entgegenzuwirken. Daher braucht es solche Projekte wie Combobreaker.
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