Blitzgedanke II: Die ewige Service Public Frage

In unserer neuen Rubrik "Blitzgedanke" nehmen wir kurz und knapp Stellung zu aktuellen, medienrelevanten Themen.

Am 14. Juni stimmen wir über die RTVG-Revision ab. Das Gebührenmodell soll modernisiert und den heutigen Gerätschaften angepasst werden. Doch die Abstimmung selber steht nur am Rande, das grosse Thema ist der Service Public. Mittlerweile hat schon fast jeder Politiker kundgetan, ob er jetzt lieber die Landfrauenküche oder doch eher die Arena abschaffen würde.

Umsomehr ärgert es, wenn ein FDP-Politiker – seinerseits zwei Physiksemester hinter sich und später als Maschineningenieur tätig – mit Stolz ein Fünf-Punkte-Programm für eine schlanke SRG in der digitalen Medienwelt auf die Beine stellt. Das Angebot soll reduziert werden, heisst es da. Radio SRF Virus solle man den Privaten überlassen, grosse Kisten wie „The Voice of Switzerland“ und „Die Grössten Schweizer Talente“ sowieso und auch ein Champions League Match gehöre nicht zum Service Public. Ja aber hallo, Herr Wasserfallen? Ich denke, Sie machen es sich etwas gar einfach. SRF Virus hat ein derart tiefer Marktanteil – das ist doch nicht interessant für die Privaten? Und wenn, dann würden sie früher oder später aufgekauft und einer anderen Mediengruppe zum Mainstream-Frass verfüttert werden. Oder das Beispiel „The Voice of Switzerland“ – notabene eine der teuersten Unterhaltungsproduktionen: Kann sich ein Privater das leisten? Unmöglich.

Der grosse Fehler hat die Schweiz selber schon vor vielen Jahren gemacht. Während in Deutschland bereits Mitte der Achtziger die Privaten gross hervorkamen (RTL und Sat1), galt es in der Schweiz noch als Piraterie. Tele24 war 1998 der erste Schweizer Privatfernsehsender – und zu dieser Zeit hatte RTL in Deutschland bereits rund 14 Prozent Marktanteil. Die Privaten waren in der Schweiz zum Scheitern verurteilt, das zeigte dann auch die absehbare Einstellung von TV3 und Tele24 im Jahr 2001.

Seien wir doch also froh, können wir täglich gute Qualität aus dem Hause SRG geniessen und müssen uns nicht mit Halbpatzigem herumschlagen. Dafür bezahle ich übrigens gerne 60 Franken weniger als bisher.

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