Angsthase SRF

Nun darf man es wohl offiziell verkünden: Das SRF hat den Stand-up Serdar Somuncus am „Arosa Humor Festival“ zensiert. Im Videoportal des SRF sind die Auftritte aller Künstler zu sehen oder werden spätestens in „Sélection 2“ gezeigt, nur Serdar Somuncu fehlt dort nachwievor.

Ich bin noch immer entsetzt: Zensur im gebührenfinanzierten SRF. Was für ein Fauxpas!

Doch wie konnte es dazu kommen? Schliesslich leben wir ja nicht in Polen, wo es der derzeitigen nationalkonservativen Regierungspartei „PiS“ gelingt, die freie Presse immer mehr zu unterdrücken. Geschweige denn in Nordkorea. Weshalb also meint es das SRF nötig zu haben, zu einer solch undemokratischen Massnahme zu greifen?

Der Einfluss der Politik

Die Begründung ist so simpel wie einleuchtend: Auch in der Schweiz versuchen nationalkonservative Kräfte immer eindringlicher auf die Meinungsfreiheit einzuwirken. Währenddessen sieht ein grosser Teil der Bevölkerung diesem unausstehlichen Treiben tatenlos zu und meint es nötig zu haben, dieser faschistischen Vorgehensweise auch noch Beifall klatschen zu müssen.

Mit dieser Methode gelingt es ebendiesen Kräften, das Flaggschiff SRF ganz gehörig ins Schwanken zu bringen. Erst recht seit im vergangenen Juni die allgemeine Radio- und Fernsehabgabe vom Volk nur hauchdünn goutiert wurde.

Das wankende Schiff

Doch wie es so ist, wenn ein Schiff dem Untergang zuzusteuern scheint: Anstatt man kühlen Kopf bewahrt, bricht an Bord Panik aus. Unter diesem Druck beschliesst das SRF den Zuschauern mittels einer Sendung eine Plattform geben zu wollen. Doch „Hallo SRF!“ geht gehörig schief: Nicht nur, weil viele der eingeladenen Zuschauer im Publikum offensichtlich ebendieser Ideologie rechtskonservativer Kräfte verfallen sind, sondern auch, weil Programmdirektor Ruedi Matter reichlich verunsichert wirkt. Es gelingt ihm überhaupt nicht, die Angriffe auf seine „MS SRF“ zu entschärfen.

Da nützt nur noch beten: Ruedi Matter                                                    Quelle: srf.ch

Dabei wäre die Lösung doch so einfach: Man vermittelt den Menschen in aller Deutlichkeit, wie wichtig ein gebührenfinanziertes und unabhängiges Radio- und Fernsehprogramm für eine meinungsbildende Bevölkerung und die freie Demokratie ist. Den Menschen kann nicht klar genug gesagt werden, dass eine Fussballübertragung genauso zu einem öffentlichen Sender gehört wie der Kulturplatz. Ein Serdar Somuncu ebenso wie ein Andreas Thiel seine Plattform erhalten muss. Eine SVP ebenso wie eine SP zu Wort kommen muss.

Doch bei all dieser Angst und Panik geschieht genau das, was das SRF vermeiden wollte. Kritiker fühlen sich bestätigt, währenddessen auch Befürworter des derzeitigen Modells an der Glaubwürdigkeit des SRF zu Zweifeln beginnen. So auch ich.

Fazit

Ist die Zensur Serdar Somuncus Auftritt nun weniger schlimm, da sie aus Angst vor weiterem politischem Druck vollzogen wurde? Ich denke nicht. Denn mit solchen Taten gibt man nur jenen Kräften Aufschub, deren Ziel es ist, gezielt für Verunsicherung zu sorgen. Stattdessen hätte man mit Somuncu einem Satiriker eine Plattform bieten können, der genau diese abscheulichen Vorgehensweisen hinterfragt.

Übrigens: Dass wir uns am meisten darüber zu beklagen haben, ob ein Sportkommentator zu viel oder zu wenig „schnurret“, zeigt doch auf, wieviel das SRF in der Vergangenheit richtiggemacht hat. Währenddessen in Polen die Menschen froh wären… Aber lassen wir das.

Quelle Titelbild: srf.ch

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