5 Dinge, die uns auf blickamabend.ch auffallen
Kennen Sie die Begriffe „Native Advertising“ und „Listicles“? Wenn nein, so hatten Sie Glück, bis anhin davon verschont zu bleiben. Sie gelten nämlich als die zukünftigen Versprechen des Online-Journalismus und sind die Hoffnung vieler, die Werbeeinnahmen im Online-Markt wieder in die Höhe zu treiben. Doch was bedeuten die beiden Ausdrücke? Nun, „Native Advertising“ hat zur Folge, dass der Werber seine Werbung dem Leser auf eine noch diffusere Art unterjubeln kann. Beinahe so undurchschaubar, dass dieser gar nicht erst merkt, dass soeben für ein Marke geworben wurde. Hierbei vermischen sich Werbung sowie journalistischer Content.
Etwas einfacher ist der Begriff „Listicles“ zu definieren. Wie es der Name bereits verrät, präsentiert der Journalist seinen Inhalt hierbei als Liste (z.B. „Die 10 schönsten Fussballtore des Jahres“). Texte beinhalten diese Artikel kaum mehr, da man heutzutage ja sowieso keine Zeit mehr mit Lesen verbringen möchte. Neben Videos und zahlreichen Fotos feiern dafür die GIFs ein Revival, was ja sowieso viel lustiger ist.
Alles in allem lässt sich also sagen: Das Niveau des Inhalts sowie der journalistische Aufwand sinken, während die Werbeeinahmen und Klickzahlen steigen (sollten). Das ist es also, das Konzept des neuen Online-Auftritts der Pendlerzeitung „Blick am Abend“, diesem tagtäglichen Sammelsurium an qualitativ soooo hochstehendem Journalismus. Doch halt, moment, stopp!? Das klingt doch alles gar nicht so toll? Ist es auch nicht. Anbei also unsere eigene „Listicle“ mit 5 seltsamen Dingen, die uns an blickamabend.ch aufgefallen sind.
1. Der „Blick am Abend“ kopiert 1:1 von „Buzzfeed“
Hier ein kurzer Vergleich als GIF, wie stark sich @blickamabend bei @BuzzFeed hat "inspirieren lassen": http://t.co/pMCMS4deB7 #copypaste
— Roger (@__roger) December 12, 2013
Wie in der Montage des Twitterers @roger zu sehen ist, ist die Onlinepräsenz des „Blick am Abend“ exakt gleich strukturiert wie buzzfeed.com. Gerade kreativ waren die Macher von blickamabend.ch also nicht. Vielleicht wollen sie auch einfach das Erfolgsmodell von „Buzzfeed“ kopieren. Die Website aus New York gilt als der Vorreiter schlechthin betreffend „Native Advertising“ und „Listicles“ und feiert derzeit mit ihrem Geschäftsmodell einen grossen Erfolg. Wie Martin Hitz in seinem Artikel in der „NZZ“ schrieb, sollen im vergangenen August 85 Millionen User die Website besucht haben.
2. „Die neue Werbeform (…) hat überhaupt keinen Einfluss auf die redaktionellen Artikel.“
Laut „Blick am Abend“-Chefredaktor Peter Röthlisberger seien die Migros, Ford sowie Graubünden Tourismus die ersten Sponsoren auf blickamabend.ch. Wenn diese Werbung machen, sieht das dann beispielsweise so aus:
Peter Röthlisberger in einem Interview gegenüber persoenlich.com dazu:
„Wie man sehen kann, sind die gesponserten Artikel genau gekennzeichnet. Die neue Werbeform, das Native Advertising, hat überhaupt keinen Einfluss auf die redaktionellen Artikel. Unsere Texte werden nach rein journalistischen Kriterien geschrieben. Unsere Werbekunden liefern ihre Listicles an, die vom Verlag in die Seite eingepflegt werden und klar gekennzeichnet sind. Damit hat die Redaktion nichts zu tun.“
Da fragt man sich doch, wie unabhängig der Artikel „10 Dinge, die du im Bündnerland nicht tun solltest“ zustande gekommen ist? Graubünden Tourismus gehört nebst der Migros, Ford und geschenkidee.ch zu den ersten Sponsoren. Eine Kennzeichnung als Werbung hat dieser Artikel aber nicht.
3. Fehlt nur noch der „Schrott“-Button…
Auf blickamabend.ch lassen sich alle Artikel bewerten. Zur Verfügung stehen uns dabei „Super“, „Jöö“, „Funny“, „Fail“, „Krass“ und „Good News“. Wo ist da der grosse Unterschied zwischen „Super“ und „Good News“, fragen wir uns. Desweiteren sind wir auch machtlos, falls uns ein Artikel (ausnahmsweise) mal nicht gefallen sollte. Oder was passiert denn beispielsweise, wenn ein Unglück vermeldet wird? So sieht die Bewertung zum Artikel aus, in dem darüber berichtet wird, dass die USA durch Drohnenangriffe 17 unschuldige Menschen getötet hat. Eine Person findet dies eine „Good News“, zwei Leute finden es „Super“, weitere zwei liessen sich gar zu einem „Jöö“ hinreissen:
Unser Wunsch: Ein „Schrott“-Button!
4. Listicles, Listicles, Listicles…
Da es bereits zwei hervorragende Artikel gibt, die sich humorvoll mit dem Thema „Listicles“ befassen, möchten wir an dieser Stelle lediglich auf diese hinweisen und sie wärmstens empfehlen:
Das neue Schweizer Satireportal „Der Enthüller“ macht „20 Minuten“ für eine neue Augenkrankheit verantwortlich, da die Hirnzellen mit den zahlreichen GIFs überfordert seien. Klick zum Artikel.
Ein weiteres Beispiel liefert uns die Website ahnungslos.ch. Dort werden uns 10 Tipps gegeben, wie wir selbst einen „Buzzfeed“-Artikel schreiben können. Klick zum Artikel.
Diese beiden Artikel machen wohl klar genug, was wir von „Listicles“ halten.
5. Gloggers-Mail lässt sich nun gleich selbst abschicken
Was für ein versöhnliches Ende dieser Liste. Denn Punkt 5 ist ein richtig tolles, neues Feature der Website:
Nettes Feature http://t.co/PRxT2b3G4y Da Glogger seine Mails nicht abschickt, kann man das als Leser nun mit einem Klick für ihn erledigen.
— Nick Lüthi (@nick_luethi) December 11, 2013
Also dieses Feature macht irgendwie alles andere vergessen…
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